Gymnastik – Nicht einfach nur ein bisschen „Tanzen“

Melinda Kessler am Sonntag, 04 Oktober 2015.

Gymnastik – Nicht einfach nur ein bisschen „Tanzen“

Foto Gym TV Stein von www.move-pix.com

Folgender Beitrag ist nach Dani Rechsteiners „J+S Jugend und Sport und TVW“ der zweite Gastbeitrag von TVW Experten, welche dir jeweils ein Thema aus unserem Verein näher bringen möchten. Er wurde von Meli Kessler verfasst und erklärt dir, wie die Note unserer Kleinfeldgymnastiker zu Stande kommt.

Allgemeines zur Gymnastik:

Die Sportart Gymnastik ist eine der ausdrucksstärksten Disziplinen im Turnsport.  Die traditionelle und kreative Sportart bewegt tausende von Turnerinnen und Turner jährlich.  Zu verschiedenster Musik wird mit oder ohne Handgerät eine Choreographie gezeigt. Bei den Handgeräten unterscheidet man zwischen konventionellen (z.B. Ball, Band, Keulen, Seil) und unkonventionellen Handgeräten (z.B. Tuch, Hut, Schirm etc.). Daneben wird ebenfalls zwischen Wettkampfflächen unterschieden:

  • Grossfeld (= GYG; 25m x 40m)
  • Kleinfeld (= GYK; 18m x 25m)
  • Bühne (= GYB; 12m x 12x, 12m x 18m, 12m x 24m)

Eine weitere Unterscheidung erfolgt  mittels Alterseinstufung (Jugend, Aktive und 35+). Daneben muss eine Gymnastik-Übung nicht unbedingt in Gruppen geturnt werden, sondern kann auch einzeln oder zu zweit vorgeführt werden.

Die Darbietung an sich sollte mit der durch den/die Leiter/-innen gewählte Musik harmonieren. Daneben sollte eine Gymnastik-Übung Folgendes enthalten:

  • Verschiedene Wechsel in Tempo, Rhythmus und Bewegung
  • Gute körperliche Leistung der Turnenden
  • Sinnvolle Ausnützung der Wettkampffläche
  • Verschiedene Formationen und Gruppierungen
  • Eine sichtbar interessante Spannungskurve innerhalb der Vorführung
  • Bewegungsausdruck und Emotionen

Auch die Bewegungswahl innerhalb der Übung sollte gut durchdacht sein. Hierbei sollen Bewegungen gewählt werden, welche:

  • Der Musik angepasst sind
  • Die Interpretation der Musik erlauben
  • Die Rhythmusschulung bedingen
  • Die Koordination fördern
  • Den Wechsel zwischen Spannung und Entspannung zeigen
  • Die allgemeine Kondition fördern und gleichzeitig fordern
  • Der Leistungsfähigkeit der Turnenden angepasst sind
  • Alle Körperteile, verschiedene Ebenen und Richtungen berücksichtigen
  • Eine Vorführung attraktiv gestalten

Die Erarbeitung einer solchen Gymnastik-Übung setzt einiges an Zeit voraus. Hat man die Musik beisammen, kümmert man sich um die Gestaltung der Übung, bei welcher wiederum oben erwähnte Punkte einbezogen werden sollten. Unsere erste GYK-Übung entstand von ca. August 2014 bis November 2014. Hierbei handelt es sich rein um die Musikfindung und die Gestaltung.

Bewertung:

Das Wertungsgericht, bestehend aus einem Oberwertungsrichter und vier Wertungsrichter (Vereinswettkampf) oder einem Oberwertungsrichter und zwei Wertungsrichter (Einzelwettkampf, zu zweit) bewertet den Programminhalt und die technische Ausführung. Hierzu dient ihnen ein Hilfsnotenblatt, welches pro Verein/Darbietung ausgefüllt wird.

Die Bewertung jedes einzelnen Wertungsrichters erfolgt in der Regel individuell. Auf dem Hilfsnotenblatt werden jeweils die Abzüge der entsprechenden Kriterien notiert. Sollte ein Kriterium „optimal“ ausgeführt worden sein, gibt es keinen Abzug.

Sind die entsprechenden Abzüge des Programminhalts und der technischen Ausführung angebracht worden, ist zu überprüfen, ob allenfalls noch andere Abzüge (Ordnungsabzüge oder Verstösse gegen die Weisungen) angebracht werden müssen. Beispielsweise kann dies unsportliches Verhalten oder Übertritt der Wettkampffläche etc. sein. Sobald jeder Wertungsrichter seine Note gesetzt hat, bespricht er sich mit den anderen Wertungsrichtern und überprüft die Toleranzen bei den Teilnoten. Das gesamte Wertungsgericht muss sich innerhalb zwei Toleranzfelder befinden, ansonsten muss entsprechend korrigiert werden.

Die Einhaltung der zwei Toleranzfelder dient zur einheitlicheren Bewertung einer Übung. So kann sichergestellt werden, dass ein Wertungsrichter nicht eine extrem tiefe Note vergeben hat und ein anderer eine extrem hohe. Natürlich wertet jeder individuell, aber auf diese Weise fällt die Notengebung nicht zu unterschiedlich aus.

Sind alle fünf Noten vorhanden, wird am Schluss der Durchschnitt genommen und die Note kann nach Unterzeichnung vom Sekretariat und Wertungsrichterchef  dem Verein mittels Notenblatt mitgeteilt werden. Dort sind sodann sämtliche Abzüge, Programmdauer und Anzahl Turnende ersichtlich.

Schlusswort:

Wie Ihr seht, ist Gymnastik nicht nur ein bisschen Tanzen. Um eine Übung zu gestalten, muss man sich zweifelsohne mit den Weisungen und den Erläuterungen der Gymnastik auseinander setzen. Man braucht Vorstellungsvermögen und viel Ausdauer. Umso schöner ist es, wenn der ganze Aufwand mit guten Noten belohnt wird.

Falls du dich nun für die Ausbildung zum Wertungsrichter Gymnastik interessierst, findest Du unter dem folgenden Link die entsprechenden Infos: www.stv-fsg.ch/de/sportarten/gymnastik/aktuelles

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